"Swabian Brass" ist für Überraschungen gut
Oberndorf-Bochingen. Wenn bei einem Konzert als nächstes Stück das "Harry-Lime-Thema, eingerichtet für drei elektronische Stimmgeräte, Posaune und Tuba" angesagt wird, müssen die Zuhörer nicht unbedingt bei den Tagen der Neuen Musik in Donaueschingen zu Gast sein. Auch "Swabian Brass" in der Besetzung Thomas Michelfeit, Meinrad Löffler (beide Trompete, Bach-Trompete und Flügelhorn), Bernd Kromer (Waldhorn), Michael Müller (Posaune) und Sebastian Patzelt (Tuba) kann mit solchen Arrangements überraschen.
Doch der Reihe nach: Der Musikverein Bochingen hatte zum Muttertagskonzert mit "Swabian Brass" in den Kronesaal geladen. Unter dem Titel "Schwabissimo" verbarg sich ein Mix aus Geschichten aus Schwaben, Schwaben-Rap, Mimik, Step-Einlagen, Gesang und viel gekonnt dargebotener Musik. Erster Höhepunkt war die von Michael Müller als Vorleser erzählte schauerliche Moritat, wie es Graf Wule aus Friedberg auf Brautschau in Ravensburg ergangen ist. Diese gar "erschröckliche" Geschichte wurde immer wieder durch passende Musik weiter dramatisiert. "Jetzt kommt mehr oder weniger ein Blumenwalzer, wir spielen das Stück anders", vermeldete Müller. Tatsächlich war der Anfang klassisch, in bester Manier, doch plötzlich swingt Tschaikowski, die "Tulpen aus Amsterdam" erblühen, bis der "kleine grüne Kaktus" sticht.
Bruddeln und wunderfitzig zu sein, so Bernd Kromer, zeichnen den Schwaben aus. Beim Zeitunglesen kann man beides verbinden. Dies zeigte "Swabian Brass" in einem Rap, dessen Text vorwiegend aus "häddale", "dädale", "Lumpasäckel" und "Schlabbergosch" bestand. Eine perfekte Vorstellung.
Nach der Pause, in der der Musikverein reichlich Speisen und Getränke anbot, eine wunderbare "stumme Ansage" mit einem Dialog auf Papier. Die Carmen-Ouvertüre zeigte deutlich, auf welch hohem Niveau dieses Quintett musiziert. Als Kontrast das lupenrein a-capella gebotene "I, wenn i Geld gnua hät". Die Arie des Figaro bot Sebastian Patzelt an der Tuba reichlich Gelegenheit, sich gekonnt in Szene zu setzen, bevor nach weiteren herrlichen Programmpunkten und Zugaben die zipfelbemützten Musiker mit "Schlafe mein Prinzchen..." andeuteten, dass dieser wunderbare Abend sich nun doch endgültig seinem Ende zuneigte.
Quelle: Alwin Weber, Schwarzwälder Bote Oberndorf