Musik der krassen Gegensätze
Oberndorf-Bochingen (chr). "Ich wünsche dir Zeit" – mit diesem Gedicht hieß Vorsitzender Roland Hauser die Gäste willkommen und alle, die sich an diesem Abend Zeit für das Weihnachtskonzert genommen hatten.
Das verbindende der Musik über Generationen hinweg, ihre Möglichkeit, Brücken zu bauen, ihr ungebrochener Einfluss auf die Gefühls- und Erlebenswelt der Menschen – all das wurde nicht nur in der ausgewählten Literatur inhaltlich angesprochen, sondern kam spürbar rüber beim dreiteiligen Konzertprogramm, das Erstaunliches bot – gleich in mehrerer Hinsicht.
So ließen die "Youngsters" des gastgebenden MV Bochingen aufhorchen mit ansprechend anspruchsvollen Stücken, welche selbst von fachkundiger Seite mit Hochachtung bedacht und mit den Worten "Es war eine Wonne euch zuzuhören" kommentiert wurden. Unter der sensiblen Stabführung ihres jungen Dirigenten Stefan Hauser präsentierten sie ein stimmiges Programm von der preisgekrönten amerikanischen US-Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones" über "Safe and Sound", einem Mix aus Taylor Swift, John Paul White, Joy Williams und T-Bone Burnett, hin zu der so authentischen Nachzeichnung von Land, Menschen und Beziehungen in "Pueblo – Land of Ancient Peoples" bis zum abschließenden Konzertmarsch.
Musikalisch und persönlich eng verbunden sind die beiden Dirigenten Antal Fenyvesi und Michael Müller, die bei "Swabian Brass" Tuba und Posaune besetzen und sich für ein furioses gemeinsames Finale outeten. Zuerst jedoch hatte der "Wunschpartner", die Stadtkapelle Mühlheim an der Donau, Überzeugungsarbeit zu leisten, hatte sie sich doch das anspruchsvolle Ziel gesetzt, die "Kraft der Musik" in einer unendlichen Vielfalt blasmusikalischer Konstellationen zu beschreiben. Dass Antal Fenyvesi einem Orchester vorsteht, bei dem sich Quantität und Qualität gegenseitig beeinflussen, wurde deutlich sowohl in piano und forte, im präzisen Einsatz und Wechselspiel der Register.
In "Fate of The Gods" wurde die Vergangenheit zum Leben erweckt, mit George Gershwin tauchte man ein in die Swing-Szene der 1930er- Jahre und stürmischer Beifall bewertete die "The Phil Collins Collection".
Der "Florentiner Marsch" in moderner Überarbeitung und Erweiterung durch Sirtaki- und Samba-Groove – so die Antwort der auftrittstarken Gastgeber. Elemente aus Oper und Pop geschickt verwoben hat Freddie Mercury mit Bohemian Rhapsodie ein Klassiker geschaffen, der aus den Reihen der Aktiven vorgeschlagen wurde. "Kyrill – Storm of the Century", die künstlerische Aufarbeitung des Naturereignisses von 2007, fand ebenfalls Gehör bei Michael Müller. Höchste Aufmerksamkeit forderte die humorvolle "Polka Incridibile" mit ihren rund 40 Taktwechseln und unterstrich somit Müllers "Musik der krassen Gegensätze."
Für ein noch tieferes Verstehen der musikalischen Wiedergabe sorgten die beiden Moderatorinnen Rebecca Rabus und Kathrin Schöne-Noll, die wertvolle Informationen zusammengetragen hatten.
Quelle: Claudia Holzer-Rohrer, Schwarzwälder Bote Oberndorf