Freude am Musizieren kommt rüber
Ein dreiteiliges Konzertprogramm erstaunlicher blasmusikalischer Variabilität in so kurzweiliger Darbietung, dass man das Verrinnen der Zeit überhaupt nicht bemerkte – das sprach für das Bochinger Weihnachtskonzert.
Oberndorf-Bochingen. "Wenn man von Hast sich trennt, dann ist man auf dem Weg in den Advent" – Vorsitzender Roland Hauser fasste seine Begrüßung in besinnliche Worte. Karin Dengler hatte mit ihrem Team in der ihr so eigenen Kreativität dem Advent starken Ausdruck verliehen in der Tisch- und Bühnendekoration – einem Highlight, schon bevor die ersten Töne der MVB Youngsters erklangen. Und diese ließen gleich in "Black Wolf Run" aufhorchen, dem Stück, mit welchem man sich dem Jugendwertungsspiel gestellt hatte und mit der Bestnote bedacht wurde.
Das hohe Niveau des konzentriert aufspielenden Nachwuchses zeigte sich ebenfalls in "Family Guy". Die Reaktionen an den Tischen sprachen für die hervorragende Arbeit des jungen Dirigenten Stefan Hauser, dessen Hand nicht nur sicher den Taktstock führte, sondern auch beim dritten Stück "Disney Film Favorites" zu einer ansprechenden Literatur gegriffen hatte.
Kraftvolle Werke der Gastkapelle
Hochmotiviert und mit dem Anspruch, "die eigene Freude und den Spaß am Musizieren rüberzubringen", wie es der Vorsitzende Tobias Schwarz formulierte, präsentierte die Gastkapelle aus Hochmössingen das kraftvolle Werk "Raise of the Son" als Einstieg. Eine tolle Vorstellung, die musikalische Auferstehung des "Man in the Ice", dessen Leben die Register so facettenreich nachzeichneten. Auch das große Schauspiel des Auseinanderdriftens der Kontinente und die Neuordnung der Südhalbkugel in "At the Break of Gondwana" zog in den Bann. Eigentlich mag man die Stücke nicht vorwegnehmen, um dem Konzert am kommenden Samstag in Hochmössingen nicht die Spannung zu nehmen. Zudem muss man sie einfach selbst erleben, diese Symbiose von Kapelle und Publikum, Anspruch und Herzensangelegenheit des leidenschaftlichen Dirigenten Rolf Wiechert.
Die Messlatte war hoch, doch Michael Müller zeigte sich mit der Gastgeberkapelle intensiv vorbereitet. Tradition und Aktualität, Legendäres, Film und Märchen – mit einer gelungenen Mischung dieser unterschiedlichen Genres verstand man es in besonderer Weise – kurz vor Beginn des 140. Geburtstages des Bochinger Musikvereins – der blasmusikalischen Entwicklung Ausdruck zu verschaffen. "Attila" aus der Feder von Julius Fucik bildete den Auftakt nach Maß, bevor man sich mit dem "Magnetberg" in den Zauber aus 1001 Nacht entführen ließ. Schwierige Passagen dominieren dieses imposante Werk von Mario Bürki, was von den Aktiven höchste Konzentration erforderte.
Schlussstück verfehlt seine Wirkung nicht
Mit "Forrest Gump" stand der Ausflug in die Filmwelt an, wobei Kathrin Schöne-Noll – wie zuvor schon Nadine Kohler – den Tönen den verbalen Inhalt gab, was den Interpretationen zu noch mehr Lebendigkeit verhalf.
Die Rubrik "Kult" wurde mit den Rolling Stones gefüllt, und mit "Satisfaction" hüllten die Bochinger einen der wichtigsten Rocksongs aller Zeiten in blasmusikalisches Gewand. Weil Woodstock unvergesslich bleibt, weil die immense spirituelle Energie von Carlos Santana einzigartig ist oder weil dieser begnadete Gitarrist auch heute noch eine Botschaft für die Welt hat – das offizielle Schlussstück verfehlte jedenfalls die Wirkung nicht und die Zugaben durften dann auch wieder in lebendigem Kontrast stehen.
Quelle: Claudia Holzer-Rohrer, Schwarzwälder Bote Oberndorf