In der Vielfalt liegt der besondere Reiz
Musikverein Bochingen und der Gast aus Obereschach präsentieren sich besten
Ein schönes Weihnachtskonzert, dessen besonderer Reiz in der Unterschiedlichkeit der drei Programmteile lag, bescherten die Bochinger Jugendkapelle, die Obereschacher Musik- und Trachtenkapelle und die Hauptkapelle des Musikvereins Bochingen den Besuchern.
Oberndorf-Bochingen. In allen drei Vortragsblöcken waren die Stücke von hohem blasmusikalischem Niveau eingebunden – ein Anspruch der Dirigenten, eine Herausforderung an die Aktiven. Das begeisterte Publikum hielt sich mit seiner Wertschätzung für große Individualität in der Stabführung, für die Ausnutzung der Fülle an Interpretationsspielräumen einzelner Titel, vor allen Dingen aber für so manchen Überraschungseffekt, nicht zurück.
Mit "Jubilance", dem festlichen Eröffnungswerk, gaben die MVB-Youngsters selbstbewusst ihre Visitenkarte ab. In "Concerto D’Amore" verstanden sie es, eine Fülle von Gefühlen über einen musikalischen Stilmix zu vermitteln. Und am Beispiel von Jonas Arnold als Solist in "Choral für Posaune" wurde offensichtlich, dass Dirigent Max-Heiner Birk dem Fordern keinen minderen Stellenwert einräumt als dem Fördern. Dies zeigte sich auch in der musikalischen Darstellung der Lieblingsfilme der Pixar-Reihe sowie dem abschließenden Medley "Moment For Morricone".
So griff der junge Dirigent mutig in höherstufige Literatur und setzte mit seinen jugendlichen Aktiven einen nachhaltigen Auftakt, der mit dem dynamischen Arrangement von "Bella Ciao" eine Verlängerung fand. Als das noch nicht genügen wollte, gab’s noch ein Weihnachtslied als Bonbon.
Würdevoll erklang der Marsch "Arsenal", mit dem der Konzertpartner aus Obereschach seine Empfehlung abgab, um sogleich in die Vollen zu gehen – mit "Puszta", der viersätzigen Suite im Stil der ungarischen Tänze. Leidenschaft, Feuer und Temperament sprach aus der so Instrumentierung und den schnellen Wechseln der Tempi. Bravo-Rufe gab es auch für den Konzertmarsch "Allgäuland".
Dann mischte sich Dirigent István Elekes ins Klarinettenregister, das mit dem "Bugatti Step" seinen großen Auftritt hatte. Spritzig die Ouvertüre, fröhlich das Allegro, ruhig das Mittelstück und ein swingendes Ende – so die blasmusikalische Anlehnung an die gängigen Stilelemente des Musicals in der "Fantasy" von Ennio Salvere. Die Höhe der Messlatte fand auch im Schlussstück Bestätigung, einem eingehenden Medley mit Themen aus den James- Bond-Filmen.
Nach der Pause die Spannung neu aufzubauen, das Niveau zu halten und inhaltlich noch ein Gegenstück zu setzen – all dies gelang dem Gastgeber. Auch Thomas Zacharias entschied sich für einen festlichen Einstieg mit dem Konzertmarsch "Sympatria".
Dann forderte "Wind-und Wetter" höchste Aufmerksamkeit der einzelnen Register, denn das schnelle und kraftvolle Werk "The Wind Races" lebt von Gegensätzen, von Schnelligkeit und Dynamik. Die Performance war beachtenswert und zog das nächste Highlight mit dem mitreißenden Medley "Santiano – Rock von der Küste" gleich nach sich. Jetzt nahm die Kapelle die Gäste mit auf die dramatische, Reise der Eiskönigin (Frozen), und ließ die schönsten Momente musikalisch aufleben.
Leon Ziegler als Gesangssolist in "Summer in the City" bescherte als "Bochinger Joe Cocker" den beeindruckendsten, weil überraschendsten Moment. Cool und authentisch überzeugend verschmolz sein Gesang in großer Harmonie mit dem Orchester.
So verschiedenartig die drei Programmteile waren, so unterschiedlich führten auch die Moderatoren Lena Faustinelli, Tobias Heuft und Kathrin Schöne-Noll durch die Vortragsblöcke und setzten so persönliche Akzente. Die MVB-Vorsitzende Karin Dengler hatte allen Grund, sich über einen so ansprechenden Konzertabend zu freuen und verabschiedete ein äußerst zufriedenes Publikum mit der beschwingten Schlittenfahrt "Sleigh Ride" in die Vorweihnachtszeit.
Quelle: Claudia Holzer-Rohrer, Schwarzwälder Bote Oberndorf